In Istanbul (18.09.2015)
Nach einer erholsamen Nacht geht es um 8:30 Uhr los, auf nach Istanbul. Da wir den öffentlichen
Nahverkehr heute morgen nicht so ganz checken, nehmen wir ein Taxi in die Stadt, das übrigens längst nicht so teuer ist wie bei uns. Der Verkehr in Istanbul ist atemberaubend, chaotisch für
deutsche Verhältnisse, aber es funktioniert. Hinzu kommt, dass in der Boomtown Istanbul an allen Ecken und Enden gebaut wird, um dem Bevölkerungsanstieg Herr zu werden. Waren es 1961 noch 1,5
Mio. Einwohner, so sind es zur Zeit 20 Millionen. In der Stadt sind tatsächlich viele Menschen unterwegs, aber man hat nicht den Eindruck, dass es drückend unangenehm
wird.
Da wir beide Istanbul überhaupt nicht kennen, setzen wir uns in Hop-on Hop-off-Busse mit
Audio-Guide, um einen Überblick zu bekommen, und das erweist sich als gute Idee. Trotzdem laufen wir noch eine Menge Kilometer, aber es kommt uns nicht so vor, weil es ständig etwas Spannendes zu
sehen gibt.
Der Ägyptische Basar mit seinen Gewürzständen ist einfach umwerfend, die Gerüche, das
geschäftige Treiben haben wir in der Form noch nie erlebt. Zu Fuß gehen wir über die Galatabrücke mit all den Anglern ins Beyoglu-Viertel , das mit seiner bunten Mischung aus Geschäften und
Restaurants modern-fast europäisch wirkt. Der Taksim-Platz, der bei uns in den Nachrichten vor ein paar Jahren mit den politischen Protesten durch die Presse ging, ist heute unauffällig und
friedlich. Auch sonst merken wir nichts von den Unruhen mit den Kurden, die zur Zeit in aller Welt berichtet werden, allenfalls ein paar Militärhubschrauber sind ab und zu zu
sehen.
Den ganzen Tag nimmt uns die Atmosphäre der Stadt gefangen, zum Schluss besuchen wir die imposante unterirdische Zisterne Yeribatan, an der wir von einem sympathischen Teppichverkäufer umgarnt werden. Zwei Tees und etliche Teppiche später erbitten wir uns freundlich Bedenkzeit und machen uns dann durch die abendliche Rush-Hour auf den Heimweg. Ein spannender Tag!
In Istanbul (19.09.2015)
Heute stehen die Besichtigungen der Hagia Sophia und der Blauen Moschee an. Beide Gebäude sind absolut sehenswert, nur wird man schier verrückt bei dem Besucherandrang, was nicht nur Schlange stehen bedeutet, sondern auch die besondere Atmosphäre dieser Orte zerstört, wenn dauernd gelärmt und gedrängelt wird, und den Leuten nichts Besseres einfällt, als sich vor irgendeiner beliebigen Kulisse selbst zu fotografieren.
In die Blaue Moschee wird nur hereingelassen, wer auch angemessen gekleidet ist. Reihenweise werden Tücher und Überwürfe verteilt, besonders an die Frauen. Fast hat man das Gefühl, der eigene Körper sei eine Zumutung, fürchterlich auch die Regelung, dass den betenden Frauen nur ein kleiner abgetrennter Seitenrum der Moschee zugestanden wird, während die Männer selbstverständlich im Hauptschiff der Moschee beten dürfen.
Überhaupt sehen wir heute besonders viele verschleierte Frauen auf den Straßen. Istanbul ist in dieser Hinsicht wirklich verwirrend zwiespältig. Einerseits eine säkulare Weltstadt mit westlichem Touch, auf der anderen Seite absolut konservativ-islamisch geprägt. Im öffentlichen Leben hat man fast nur Kontakt zu Männern, sei es in Restaurants, in der Marina auf den Booten , auch die Verkäufer sind meist männlich.
Dem Kapitän fällt das zunächst gar nicht negativ auf, die Leute sind schließlich nett, aber die Bootsfrau bekommt so langsam einen dicken Hals.
Nach den Besichtigungen besuchen wir den Grand Basar, ein riesiges überdachtes Areal mit lauter kleinen Geschäften der unterschiedlichsten Arten: Schmuck, Lederwaren, Lampen, Gewürze, Süßigkeiten, und wir kaufen Tee, Granatapfelessig und Safran ein.
Anschließend bummeln wir noch durch das geschäftig-quirlige Stadtviertel des alten Konstantinopel, bis wir nicht mehr können, schnell noch etwas Gemüse einkaufen und uns dann mit Metro und Bus Richtung Boot auf den Heimweg machen. Auch heute ist der Verkehr enorm, der Bus steht pausenlos im Stau, an jeder Straßenkreuzung wird jemand weggehupt, und heute brauchen wir 1 1/2h für den Heimweg. Völlig erledigt erreichen wir das Boot, Beine hoch, Feierabend.
In Istanbul (20.09.2015)
Das stramme Besichtigungstempo der letzten Tage von dieser quirligen Stadt halten wir nicht durch, heute lassen wir es etwas ruhiger angehen und fahren mit der modernen, nagelneuen Metro unterm Bosporus hindurch nach Kadiköy, einem Stadtteil auf der asiatischen Seite der Stadt. Hier ist auch viel los, aber wir sind als Touristen eher in der Unterzahl. Wohltuend, dass man hier nicht an jeder Ecke angesprochen wird, ob man irgendetwas kaufen möchte. Wir sehen unglaubliche Fischgeschäfte, eine bunte Restaurantmeile und viele kleine Läden mit Köstlichkeiten. In der- so sagt man- ältesten Kaffeerösterei Istanbuls Fazil Bey mit einer Tradition seit den 20er Jahren kaufen wir Kaffee ein, mal schauen, den werden wir beim morgigen Frühstück probieren. Mittagspause machen wir bei Ciya Sofrasi, das vor allem für seine Meze (Vorspeisen) hochgelobt wird, völlig zu Recht, finden wir.
Beim Flanieren fällt uns wieder das direkte Nebeneinander von Altem und Hypermodernem auf: zum einen großflächige Shoppingmalls, vielspurige Ausfallstraßen, die Metro, und direkt daneben ein altes kleinteiliges Stadtviertel, ein Stück Friedhof mit verwitterten Grabsteinen und schmale Gassen, die sich die Hügel heraufwinden.
Bei dem tollen Fischangebot können wir nicht widerstehen und
besorgen unser Abendessen. Jetzt müssen wir uns beeilen, dem Kühlschrank
entgegen.
In Istanbul (21.09.2015)
Den heutigen Tag verbringen wir im sagenhaften Topkapi-Palast. Mit Audio-Guide ausgerüstet besichtigen wir die Palastgemächer mit all den Schätzen der Sultane und die Haremsgemächer. Prachtvoll bemalte Decken und wunderschön gekachelte Wände, dazwischen lauschige Terrassen mit wunderbarem Blick auf das Marmarameer, ein wirklich ganz besonderer Ort.
Nach ein paar Stunden haben wir den Rundgang durch die „Fliesenausstellung“ (Originalton Kapitän) geschafft und suchen uns ein Plätzchen zum Ausruhen: Das Traditionscafé Hafiz Mustafa 1864, wo wir türkischen Kaffee und traumhaften Schokokuchen in uns hineinschaufeln. Nach einem kleinen Bummel durch die Straßen machen wir uns auf den Heimweg.