In Ruse (20.08.2015)
Auch in der Nacht bleibt es windig, und wir werden in den Schlaf geschaukelt. Aber anscheinend haben wir die Leinen gut gelegt, das Boot liegt sicher. Morgens um 7 Uhr kommt der erste Regen, der netterweise nach dem Frühstück aufhört, denn wir wollen ja in die Stadt gehen. Ruse wird in unserem Buch als das Wien Bulgariens beschrieben, mit heiterer Atmosphäre. Nun ja, vielleicht liegt es ja auch am Wetter, aber auf uns macht Ruse einen eher merkwürdigen und doch sehr wechselseitigen Eindruck. Es gibt einige prachtvoll restaurierte Gebäude, vor allen Dingen auf der Hauptflaniermeile, aber direkt daneben in den Seitenstraßen herrscht Tristesse, viele Leerstände, Kaschemmen, in die man sich gar nicht reintrauen würde. Dann wieder sozialistische Heldenfiguren, breite Boulevards, und um die Ecke triste Mietskasernen.
Jeder zweite Laden auf der Fußgängerzone ist ein Schuhgeschäft- die bulgarischen Frauen haben anscheinend einen noch viel stärker ausgeprägten Schuhtick als die deutschen.
Die anderen Läden teilen sich die Handy- und die Strandmodenbranche.
Am Nachmittag beginnt es , sich richtig einzuregnen, und gerade noch rechtzeitig erreichen wir unser Boot. Die weiteren Aussichten für morgen sind ziemlich nass, erst übermorgen soll es besser werden, so dass ein weiterer Ruhetag angesagt ist.
In Ruse (21. – 22.08.2015)
2 Regentage, es regnet sich so richtig ein. Für den Wasserstand ist es gut, hoffentlich gibt es ein paar cm mehr Wasser unterm Kiel, aber die Gegend wirkt doch recht trostlos. Wir nutzen die Zwangspause zum Wäschewaschen, Bücher lesen, Törnpläne verfeinern und Einkaufen, und die Zeit geht irgendwie rum.
Unser Hafenmeister Boyko, ohne den wir das heikle Anlegemanöver bei dem heftigen Seitenwind niemals geschafft hätten, ist auch jetzt die gute Seele des Hafens. Unermüdlich kümmert er sich selbst in strömendem Regen um alles, was im Hafen ansteht, mal ein angeschwemmter Baumstamm, der eingefangen werden muss, dann das Versorgen der Hunde und Katzen und nicht zuletzt das Vorbeischauen bei uns,ob alles in Ordnung sei oder ob wir etwas brauchen. Er leiht uns seinen Stick, mit dem wir ins Internet kommen und gibt uns Tipps, wo man in Varna am Schwarzen Meer gut Station machen kann.Jetzt haben wir auch Zeit, uns mal in Ruhe die Stegkonstruktionen anzuschauen. Bei dem extremen Niedrigwasser werden extra Baumstämme gelegt, um den Steg vom Ufer weg zu halten.
Abgesehen davon macht der Ort Ruse auf uns einen doch sehr tristen Eindruck. Wir versüßen uns den Aufenthalt mit dem Kauf von leckerem Kuchen. Die nette Kuchenverkäuferin ist sichtlich froh, ihre Englischkenntnisse anzuwenden, und wir genießen die herrlichen Schokotörtchen.