Syros (12.07.2017)
Wir brechen morgens früh auf nach Syros, wo es im Hafen eine Werft und jede Menge Werkstätten geben soll. Zum Glück ist die Überfahrt wellenmäßig längst nicht so unruhig wie gestern, so dass wir uns mit unserem offenen Fenster diesmal nicht soviel Spritzwasser einfangen. Hier in Syros nehmen wir Kontakt zu einem deutschsprachigen Service-Techniker auf, der in unserem schlauen Buch vermerkt ist, und prompt hilft er uns weiter, indem er uns einen Spezialisten vermittelt, der die Lage schon in Augenschein genommen hat und noch Bescheid geben will, ob und ggf. wann er unser Fenster repariert. Es bleibt spannend…
Syros (13.07.2017)
Der gestrige Abend verklingt stimmungsvoll in der Taverne, die direkt an unserem Liegeplatz liegt, so haben wir auch freies Internet, was unsere Kontaktaufnahme mit der Welt erleichtert. Obwohl hier viel Betrieb ist, schlafen wir gut, wir hatten ja auch genug Nachholbedarf.
Am Morgen gehen wir unser Abendessen einkaufen: beim Fischhändler besorgen wir uns ein schönes Exemplar.
Dann geht es sportlich weiter, wir gehen die zahlreichen Treppen (504) durch den Ort hinauf zur orthodoxen Kirche, von wo aus wir einen wunderbaren Blick auf die Stadt und die Bucht genießen.
Und nun die schlechte Nachricht: mit unserem Fenster hängen wir weiter in der Warteschleife, sowohl der Fachmann von gestern als auch ein anderer Reparateur haben abgesagt. Nun warten wir auf die Nachricht von Nr.3.
Syros (14.07.2017)
Nach dem Frühstück sind wir in der Stadt unterwegs. Wir besuchen den Krämerladen, der uns gestern einen Kochaufsatz für unsere Gasflasche bescherte. Der Chef des Ladens musste mit der Leiter hinter verschiedenen Plastikkisten im Regal greifen. Ich wurde von der Bootsfrau mehrfach ermahnt, in den engen Gängen mit meinem Rucksack nicht alles abzuräumen. Danach Kuchen gekauft und im Supermarkt für heute Abend eingekauft.
Sonst ist heute Ruhetag, lesen und Leute auf der Promenade beobachten.
Syros (15.07.2017)
Nach einer weiteren unruhigen Nacht in der Vergnügungsmeile, wo Menschenmassen a la Ballermann bis morgens um 6 Uhr feiern und als Krönung dazu jede Menge Schwell im Hafenbecken, der uns rodeoartig hin- und herschleudert, steht der Entschluss fest: wir ziehen um in die Marina, vorher wird nochmal Wasser gebunkert.
Der Meltemi bläst heftig, und das Meer zeigt Schaumkronen. Wir sehen etliche Segelboote aufbrechen und nach einer Weile wieder in den Hafen umkehren.
Unser Anlegemanöver in der Marina ist nicht ohne, zum Glück wird uns geholfen.
Wir legen längsseits an, und der Wind drückt uns an die Mole, so verbauen wir alle unsere Fender zum Absichern und kaufen noch einen weiteren dazu.
Der Schwell verschont uns auch hier nicht, aber es ist längst nicht so viel Geschaukel wie drüben.
Die Marina ist wie gesagt niemals fertig geworden , und es gibt kein Wasser und Strom, aber das brauchen wir auch nicht. Etwas trostlos ist es hier schon, verrostete kaputte Laternen, Ruinen und Müll ringsum, aber die Entscheidung war richtig: hier liegen wir sicherer, und die Wetterlage verheißt vorerst keine Besserung.
Mit unserer Fensterreparatur ist auch Hängen im Schacht, niemand findet sich offenbar, der in der Lage ist, das Teil zu reparieren. Nun schwenken wir um auf die Möglichkeit, das Loch erstmal mit einem Blech dichtmachen zu lassen und die Fenstergeschichte auf später zu verschieben.
Syros (Ausflug nach Mykonos) 16.07.2017
Den heutigen Tag nutzen wir für einen Tagesausflug nach Mykonos, denn als wir vor ein paar Tagen dort waren, haben wir ja von der Altstadt nichts gesehen.
Die Fähre bringt uns vormittags hin und abends wieder zurück, so haben wir stundenlang Zeit, durch die malerischen Altstadtgassen zu streifen, die typisch kykladenhaften weißen Würfelhäüser zu bestaunen und unseren Nachmittagscappucino (der schlechteste und teuerste aller Zeiten (5,30€)) in einem traumhaft bis an sie tosende Wasserlinie reichenden Café einzunehmen. Heute ist ein extrem windiger Tag, die Gischt spritzt, und der Wind bläst pfeifend um die Ecken.
Und, was in der Hauptsaison eigentlich nicht verwundern darf: wir sind nicht die einzigen Besucher. Durch die engen Gassen schieben sich Menschen aus allen Ländern, die unvermeidlichen Kreuzfahrtschiffe spucken ihre Insasssen an Land, und trotzdem: der Ort übt seinen Zauber auf uns aus. Jede Ecke wird fotografiert, anschließend misten wir aus, und es bleiben doch noch viel zu viele Bilder übrig.
Das Smartphone zählt brav die Schritte und verkündet, dass wir heute fast 18km gelaufen sind.
Syros (17.07.-19.07.2017)
Es stürmt und windet (5-7Bft, 2m Wellen draußen), und wir sind vollauf damit beschäftigt, unser Boot zu sichern. Durch den enormen Druck sind uns selbst hier in der Marina zwei Fender kaputtgegangen, die wir durch neue ersetzt haben. Unser netter Service-Techniker Reinhard ist dabei, das Blech für unser Fenster herzustellen und kommt jeden Tag zum Ausmessen und Anpassen vorbei. Außerdem hilft er uns mit Rat und Tat, wie wir unser Boot mit Hilfe einer zusätzlichen quer gespannten Leine einmal durchs Hafenbecken stabiler bekommen. Mittlerweile haben wir heute zusätzlich zu unseren Fendern zwei alte Autoreifen und zwei weitere herumliegende abgefahrene Mopedreifen zur Unterstützung verbaut, damit der Bootsrumpf möglichst keine weiteren Kratzer bekommt, was leider letzte Nacht passiert ist.
Die Wetterprognose verheißt für die nächsten drei Tage keine Linderung, entsprechend angespannt ist die Stimmung.
Syros (20.07.2017)
Unsere Blechabdichtung fürs Fenster ist fertig und eingebaut, es könnte also weitergehen, wenn Wind und Wellen sich soweit beruhigt haben, vorerst kommen wir aber nicht weg.
Reinhard ist so nett, uns die Insel zu zeigen, er holt uns mit seinem Auto ab, und wir fahren die Küstenstraße an der Westküste entlang, hier tost der Wind zum Teil gar nicht so stark wie in unserem Hafen, und wir stoppen in Reinhards Lieblingsbadebucht Delphino zum Schwimmen, ein herrlicher Platz.
So ein entspannter Ausflugstag ist einfach wunderbar, und jetzt kennen wir noch ein paar schöne Orte mehr auf dieser Insel, auf der wir nun schon so viel Zeit verbracht haben.
Syros (21.07.2017)
Der stürmische Wind hält an, frühestens übermorgen besteht die Chance, hier abzulegen. Wir legen eine weitere Leine zum Stabilisieren, reparieren unseren schlappen großen Kugelfender mit einem Kleber namens Loctite und lassen ihn bei unserem netten Yachtausrüster um die Ecke, bei dem wir mittlerweile jeden Tag auftauchen, aufpumpen: hurra, bislang bleibt die Luft drin. Mit dem Abdichten unserer etwas leckenden Pumpenleiche sind wir noch nicht nennenswert weitergekommen, weder Epoxidharz noch Vaseline bringen den gewünschten Erfolg. Nun ja, dann stellen wir halt weiter den Eimer drunter und leeren regelmäßig.
So weit zur technischen Lage, nun zu unserem Ausflug:
Heute ist Wandertag. Wir nehmen die Besteigung des Berges von Ano Syros in Angriff, dies ist der alte katholische Teil der Stadt . Auf dem Gipfel steht das wehrturmhafte Kloster mit der katholischen Basilika. Unzählige Treppenstufen führen uns durch Ano Syros mit seinen schmucken Häusern, vorher müssen wir allerdings durch eine arme, abgeranzte Gegend laufen , wo viele Gebäude verlassen sind. Nur noch ein Bruchteil der ehemaligen kleinen Läden existiert noch, die Wirtschaftskrise ist hier deutlich zu sehen, während Ano Syros am Hang einen gepflegten, properen Eindruck macht. Der Ausblick auf die Bucht ist natürlich grandios, aber schweißtreibend erkämpft worden: 13 km und steile Treppen, plus Schlepperei des Lebensmitteleikaufs auf dem Rückweg. Mission erfüllt, der Feierabend kann kommen.
Syros (22.07.2017)
Der Wetterbericht deutet stark darauf hin, dass wir morgen nachmittag endlich weiterfahren können, im Moment allerdings bläst uns der Wind noch ziemlich um die Ohren.
So verbringen wir den Tag mit dem notwendigen Lebensmitteleinkauf, wir besuchen unser Internetcafé und freuen uns auf morgen.
Syros (23.07.2017)
Tatsächlich lässt der Wind nach. Wir bauen sämtliche Leinen und Autoreifen ab, verabschieden uns von Reinhard, der nochmal extra zum Tschüss-Sagen gekommen ist und verlassen unfallfrei die Marina. Es fühlt sich toll an, endlich wieder unterwegs zu sein. Heute ankern wir in der Bucht von Finicas auf der anderen Seite der Insel, alles ist friedlich.
Das einzig Blöde ist, das unser Ankerkettenzählwerk nicht mehr zählen will und wir nun nach Gefühl Kette ablassen. Die Bootsfrau kontrolliert dann schwimmend mit Schnorchel den Sitz von Anker und Kette.